Reden ist ganz wichtig!

Reden ist ganz wichtig!

GL Kompakt, Ausgabe Oktober 2024

DIE KETTE E.V.Trialog“ heißt ein Angebot von Die Kette e.V. in Bergisch Gladbach, bei dem von psychischen Krisen betroffene Menschen unkompliziert mit Fachkräften und auf Wunsch auch mit Angehörigen oder Freunden ins Gespräch über ihre Situation kommen können. Das Besondere dran: Moderiert wird die für alle offene Gesprächsrunde von Menschen, die selber mit psychischer Erkrankung zu tun hatten – die sogenannten Peerberaterinnen und -berater.
VON KLAUS PEHLE

Man muss nicht reden. Aber man kann. Beim Angebot „Trialog“ von Die Kette e.V. in Bergisch Gladbach können von psychischen Problemen betroffene Menschen ins Gespräch kommen mit Angehörigen von Betroffenen, dem besten Freund oder der besten Freundin und Fachkräften, die sich mit den verschiedensten Erscheinungsbildern psychischer Erkrankungen bestens auskennen. „Man kann aber auch erst einmal einfach vorbeikommen und kann zuhören und dabei sehen, ob das etwas für jemanden ist“, sagt Petra Schmitz. Mit ihrem Kollegen Florian Dellen moderiert sie die Gesprächsrunden. 2011 startete Die Kette e.V. das Angebot mit durchschnittlich unter zehn Teilnehmenden, heute kommen regelmäßig bis zu 26 Menschen zu dem monatlichen Angebot.

Das Besondere am „Trialog“ ist die Konstellation der Gesprächsteilnehmenden. Schmitz und Dellen sind sogenannte Peerberater. Das heißt, sie haben persönliche Erfahrungen mit psychischer Erkrankung gemacht. „2015 war ich selber in der Klinik. Nach einem Suizidversuch mit Depressionen und Burnout hab ich mich da dann rausgekämpft und wurde zuletzt Peerberaterin hier bei der Kette e.V.“, berichtet Schmitz. Diese Offenheit ist für sie Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, Menschen in Krisensituationen zu unterstützen. „Reden ist ganz wichtig“, sagt sie. Auch, um gegen die Stigmatisierung anzukämpfen, seien Öffentlichkeitsarbeit und das offene Gespräch mit Betroffenen die entscheidenden Faktoren. „Ich habe tatsächlich in der eigenen Familie erfahren müssen, dass man mit psychischen Erkrankungen überhaupt nicht umgehen konnte und das ist schon wirklich hart.“ Denn wenn man nicht offen über die Erkrankungen reden kann, ist auch eine nachhaltige Hilfe nicht möglich.

„Im „Trialog“ sehen wir immer wieder, wie wichtig dieser Austausch ist, wie viele Aha-Momente es da gibt, wenn man mit anderen Betroffenen, mit Fachkräften oder mit uns Peerberatern ins Gespräch kommt.“ Und das gilt nicht nur für Menschen, die schon eine entsprechende Diagnose bekommen haben. „Unsere Tür steht wirklich jedem offen“, lädt Schmitz alle ein, die meinen, ein Gespräch über ihre seelische Situation könne ihnen guttun. Zu den Terminen (immer der erste Dienstag im Monat, 16 bis 18 Uhr) kommen häufig fachkundige Gäste, die zu einem bestimmten Thema sprechen. Zum nächsten „Trialog“ am 5. November kommt B. Schreiner vom Rheinisch-Bergischen Kreis. Sie spricht über „Pflege und Versorgungsmöglichkeiten“. Nach einer Pause geht es dann ohne feste Programmpunkte weiter, es kann offen über alles geredet werden, was die Teilnehmenden beschäftigt.

Der „Trialog“ läuft zwar nach einigen Regeln (zum Beispiel keine Handynutzung), aber in einer komplett zwanglosen Atmosphäre ab – nicht zuletzt wegen der Moderation durch die Peerberater. „Das Feedback ist wundervoll, die Menschen sind zufrieden mit dem, was wir machen, und das sieht man auch an der steigenden Teilnehmerzahl“, sagt Schmitz.